Klatsch – harmlose Plauderei?

Ich saß mit meinen Freundinnen gemütlich am Kaffeetisch. Wir hatten uns seit Jahren nicht gesehen. Im Handumdrehen wurden wir wieder zu der schwatzhaften Gruppe Teenager, die wir einmal waren.

Eine Freundin erzählte von der Scheidung eines Klassenkameraden. „Es war niederträchtig. Seine Frau hat ihm alles genommen“, erklärte sie. Wir spitzten die Ohren, fasziniert vom Unglück eines anderen. Meine Freundin tat so, als kenne sie alle Einzelheiten, von beiden Seiten. Aber wußte sie wirklich alles? Doch wen kümmerte es schon? Es war unterhaltsam.

Was ist schlecht daran?

Hin und wieder ein Klatschstündchen mit den Freundinnen ist doch nicht so schlimm, oder? Ich habe nie ernsthaft über den Schaden nachgedacht, der durch Klatsch entsteht, da ich selbst mitmachte, zuhörte und Gerüchte verbreitete. Wenn ich Neuigkeiten, die ich über jemanden erfahren hatte, weitersagte, scherte ich mich wenig darum, ob die pikante Begebenheit der Wahrheit entsprach oder nachteilige Folgen hatte. Und ich dachte nicht daran, wie wenig vertrauenswürdig ich auf andere Menschen, die mich reden hörten, wirkte.

In den letzten Jahren wurde das Thema Klatsch durch ein ungewöhnliches Erlebnis in ein anderes Licht gerückt. Eine Bekannte begann, unaufgefordert Informationen über eine sehr gute Freundin von mir auszuposaunen. Als sie vertrauliche Dinge verbreitete, sah ich mich gezwungen, eine Entscheidung zu treffen: Soll ich sie bitten, mit dem Reden aufzuhören, oder soll ich mir das Geläster und die Übertreibungen anhören? Ob sie wohl beleidigt ist, wenn ich sie bitte, aufzuhören?

„Die Person, von der Du spricht, ist meine Freundin“, platzte ich heraus. „Ich kann das nicht mit anhören.“

Verdutzt schaute die Klatschbase auf die Uhr. Recht verlegen verabschiedeten wir uns voneinander. Seither haben wir nicht mehr viel miteinander gesprochen.

Nach diesem Zwischenfall erhob sich für mich eine weitere Frage: Soll ich mir nur Geläster und Klatsch über Menschen anhören, die ich nicht kenne oder nicht mag? Oder muß ich es ausnahmslos bleiben lassen, mich daran zu beteiligen?

Schwimmen Sie gegen den Strom

Bei einer Tagung vor einigen Jahren sprach eine Rednerin von dem Haß, den sie unter Christen erlebte, die sich gegenseitig niedermachten, anstatt einander aufzubauen. Während ich ihr zuhörte, mußte ich an Jakobus 3,9 denken: „Mit der Zunge loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind.“

Klatsch und vernichtende Kritik sind in unserer Gesellschaft an der Tagesordnung – auch in Fernsehen und Zeitungen. Doch wir müssen nicht den Fernseher einschalten oder eine Zeitung aufschlagen, um unsere Ration abzubekommen. In der Familie, in der Kirchengemeinde und am Arbeitsplatz werden wir ebenfalls mit diesen Dingen konfrontiert.

Christine arbeitet für eine große Firma. Ihre tägliche Herausforderung besteht darin, sich nicht am Klatsch zu beteiligen. „Ich gebe zu, daß ich gelegentlich wieder hineingezogen werde“, räumte sie ein. „Ich weiß, daß ich bei dieser Unsitte mitmache, sobald ich beginne, zuzuhören oder meinen Mund aufzumachen. Oft, wenn ich denke, ich habe es geschafft, mich herauszuhalten, kehre ich zu meinem Schreibtisch zurück und finde auf meinem Computer eine E-Mail voller Klatsch. Klatsch ist allgegenwärtig, und er macht es schwierig, am Arbeitsplatz eine Freundschaft aufzubauen, weil man nicht weiß, wem man vertrauen kann.“

Mit der Gewohnheit des Klatschens zu brechen ist so ähnlich, wie einem Baby den Schnuller abzugewöhnen: In manchen Situationen weiß man nicht so recht, was man mit seinem Mund anfangen soll. Evelyn Christenson schreibt in ihrem Buch „Lord, Change Me!“ (Herr, ändere mich!): „Meiner Meinung nach kann man nicht über einen Menschen klatschen und gleichzeitig für ihn beten. Ich kann Gott nicht für all die Gaben danken, die er einem Menschen geschenkt hat, und gleichzeitig voller Anschuldigungen sein.“

Katharina, eine junge Lehrerin, erzählt, daß sie sich jeden Morgen vor Gott verpflichtet, Klatsch zu meiden. Sie erklärt: „Ich setze mir jeden Tag das Ziel, nicht abfällig über andere zu reden und nicht übermäßig über Mißstände zu klagen. Ich muß auch dafür sorgen, daß meine Gedanken frei von Krittelei sind. Wenn ich wirklich meine, daß ich jemandem etwas über eine andere Person erzählen muß, überlege ich mir zuerst, warum und wozu ich das erzählen will.“

Bei meinen Bemühungen, mich von Klatsch fernzuhalten, habe ich einige Dinge über mich selbst gelernt:

  • Es macht unter Umständen Spaß, einer Klatschbase zuzuhören, aber man kann keine enge Beziehung zu ihr aufbauen, weil man ihr nicht genug vertrauen kann.
  • Egal welch netten Eindruck eine Person macht, Klatsch und abfälliges Reden verraten, wie es im Inneren dieses Menschen aussieht – eine Ansammlung negativer Gedanken und Haß.
  • Wir gehen auf Klatsch und abfälliges Reden ein, damit wir mit unseren jeweiligen Lebensverhältnissen zufriedener sind. Es ist uns wohler zumute, wenn es einem anderen schlechter geht als uns.
  • Kritik an anderen Menschen überträgt sich letztendlich auf meine eigene Familie. Je mehr Fehler ich an den Menschen sehe, mit denen ich arbeite oder Umgang pflege, um so kritischer werden meine Augen zu Hause.


Schadensbegrenzung

Folgendes Zitat habe ich an meine Pinnwand geheftet, und es hilft mir, meine Zunge im Zaum zu halten: „Eine Klatschbase erzählt nie eine Lüge, wenn die Wahrheit genauso viel Schaden anrichtet.“ Hier ein paar Tipps:

  • Verpflichten Sie sich in Ihrem Freundeskreis, andere Menschen aufzurichten anstatt sie herunterzuziehen.
  • Geben Sie einer Klatschbase klar und deutlich zu verstehen, daß Sie kein abfälliges Reden hören wollen. Machen Sie sich darauf gefaßt, dass sich Ihre Beziehung zu dieser Person ändert.
  • Achten Sie auf die Dinge, mit denen Sie Ihren Geist füllen. Besteht Ihre geistige Nahrung aus Groschenheften, lebensverneinender Musik und Fernsehprogrammen, in denen die dunkelsten Seiten menschlichen Verhaltens dargestellt werden?
  • Wählen Sie Ihre Freundinnen sorgfältig aus. Das Beste an einer Freundschaft ist, daß man sich in schwierigen Zeiten jemandem anvertrauen kann. Das ist riskant, wenn die Freundin eine Klatschbase ist. Wenn Sie als Klatschbase bekannt sind, wird Ihnen niemand Vertrauen schenken.
  • Setzen Sie sich jeden Tag das Ziel, erst nachzudenken, bevor Sie etwas über einen Menschen sagen. Fragen Sie sich: Warum will ich das sagen?

Ich habe immer noch mit meinen Freundinnen aus Kindertagen Kontakt, aber wir lassen Klatsch gar nicht mehr aufkommen. Unsere Freundschaft ist tiefer geworden, seit wir abwertendes Reden bleiben lassen. Jetzt sind wir in der Lage, uns über Wesentliches zu unterhalten – über die Familie und den Glauben.

Taprina K. Milburn
Mit freundlicher Genehmigung von Focus On The Family, USA